Oktave
Als Oktave (seltener Oktav, von lateinisch octava ‚die achte‘) bezeichnet man in der Musik das Intervall zwischen zwei Tönen, das acht Tonstufen einer diatonischen Tonleiter umspannt.
Beispiel:Tonleiter von f' nach f'' – Oktave f' f'' hintereinander – Oktave f' f'' gleichzeitig.
Mit „Oktave“ kann auch die achte Tonstufe selbst oder auch ein Oktavraum (siehe unten) gemeint sein.
Das Frequenzverhältnis des Intervalls Oktave beträgt 2:1, das heißt, der obere Ton hat die doppelte Schwingungszahl wie der untere.
Zwei Töne im Abstand einer Oktave erscheinen sehr ähnlich, fast wie ein Einklang (Prime). Man sagt auch, sie haben die gleiche Tonigkeit. Der Grund ist in der eigentlichen Tonerzeugung zu finden: Töne von Musikinstrumenten sind Klänge, die sich unter anderem aus dem Grundton und mehreren Obertönen zusammensetzen. Der erste Oberton des Grundtons hat (in der Regel) die gleiche Frequenz wie der nach oben oktavierte Grundton. Er ist somit im Klang des unteren Tons bereits enthalten. Dadurch ist die Oktave das konsonanteste Intervall nach der Prime und wird von den meisten Hörern leicht erfasst.
Die Oktave behält, anders als die übrigen Intervalle, auch in allen temperierten Stimmungen immer das Frequenzverhältnis 2:1 (eine Ausnahme ist jedoch die Streckung beim Klavierstimmen).
Die Oktave ist in fast allen Musikkulturen der Welt ein Grundintervall, das in der Regel das Grundgerüst für Tonleitern bildet. Üblicherweise erstrecken sich diese Tonleitern über einen Oktavraum und wiederholen sich dann im Oktavabstand (so etwa im abendländischen Tonsystem).
Rohrblattinstrumente mit konisch gebohrter Röhre (z. B. Oboe, Schalmei, Saxophon) überblasen das erste Mal in die Oktave ebenso wie offene Flöten (z. B. Querflöte, Blockflöte).
Oktave wird in der Bedeutung „Frequenzverhältnis 2:1“ auch in der Physik, Akustik und Hochfrequenztechnik gebraucht.
Nach neueren Ergebnissen der Gehirnforschung haben Säugetiere eine Oktavkartierung im auditorischen Thalamus.
Untergliederung des Tonraumes in Oktavräume
Das abendländische Tonsystem wird üblicherweise in Oktavräume (Oktavstreifen) eingeteilt, die jeweils vom Ton c bis zum nächsthöheren Ton h reichen. Zur eindeutigen Benennung hat jeder Oktavraum eine eigene Bezeichnung. Die Töne der tieferen Oktaven werden mit Großbuchstaben, die der höheren mit Kleinbuchstaben bezeichnet (siehe Abb.); für jede höhere oder tiefere Oktave wird außerdem ein Strich hinzugesetzt. Statt der Striche können die Tonbuchstaben beziffert (c’ = c1) oder, in den tiefen Oktaven, auch verdoppelt werden (‚C = C1 = CC). In der gesprochenen Form wird dem Tonnamen die Bezeichnung der Oktave vorangestellt (z. B. „großes d“ für D, „eingestrichenes g“ für g’ ). Die einzelnen Oktavräume, einschließlich der üblichen Frequenzräume, lauten wie folgt:
- Subsubkontra-Oktave: von ‚‚‚C (8,2 Hz) bis ‚‚‚H (Die Töne ‚‚‚C bis ‚‚‚A werden vom menschlichen Ohr überhaupt nicht mehr wahrgenommen, während wenige Menschen noch das ‚‚‚H (15,5 Hz) und ganz wenige das ‚‚‚B (14,6 Hz) hören können)
- Subkontra-Oktave: von ‚‚C (16,4 Hz) bis ‚‚H
- Kontra-Oktave: von ‚C (32,7 Hz) bis ‚H
- Große Oktave: von C (65,4 Hz) bis H
- Kleine Oktave: von c (130,8 Hz) bis h
- Eingestrichene Oktave: von c’ (261,6 Hz) bis h’ (Das c’ wird wegen seiner Lage am Schloss des Klavierdeckels oft als „Schloss-C“ bezeichnet; das a’ ist der normierte Kammerton von 440 Hz.)
- Zweigestrichene Oktave: von c’’ (523,2 Hz) bis h’’
- Dreigestrichene Oktave: von c’’’ (1047 Hz) bis h’’’
- Viergestrichene Oktave: von c’’’’ (2093 Hz) bis h’’’’
- Fünfgestrichene Oktave: von c’’’’’ (4186 Hz) bis h’’’’’
- usw. – Theoretisch gibt es nach oben keine Begrenzung, tatsächlich ist aber spätestens in der achtgestrichenen Oktave die Hörgrenze selbst von Säuglingen überschritten.
Der Tonumfang, in dem Musikinstrumente spielen und vom Menschen wahrnehmbar sind, reicht gewöhnlich vom ‚C der Kontra-Oktave (Kontrabass, Kontrafagott, Kontrabasstuba, Kontrabassklarinette und Kontrabassposaune) bis hinauf zum c’’’’’ der fünfgestrichenen Oktave (Piccoloflöte, Glockenspiel, Celesta). Töne außerhalb dieses Bereichs werden kaum genutzt, da sie kaum hörbar wären. Das Klavier reicht hinab bis zum Subkontra-A (‚‚A). Größere Orgeln verfügen zumeist über ein 32′-Register im Pedalwerk, das bis zum Subkontra-C (‚‚C) reicht.
In der musikalischen Notation werden, um allzu viele Hilfslinien zu vermeiden, Töne in sehr hoher bzw. sehr tiefer Lage in besonderer Weise notiert (s. auch Transponierendes Musikinstrument): Klammern mit den Bezeichnungen 8vb (ital. ottava bassa: ‚tiefe Oktave‘) und 8va (ital. ottava alta: ‚hohe Oktave‘) zeigen an, dass der Ton eine Oktave tiefer bzw. höher erklingen soll als notiert. Gelegentlich kommen auch Verschiebungen um zwei Oktaven (15ma bzw. 15mb, ital. quindicesima alta/bassa) vor (siehe Oktavierung). 8va bzw. 8vb kann mit der Bezeichnung loco wieder aufgehoben werden.
Alternative Bezeichnungssysteme
Abweichend von dem vorgestellten, in der klassischen Musiklehre weit verbreiteten System wird in Computerprogrammen (wie etwa „Trackern“) manchmal das Kontra-C (‚C) als das erste auf der Klaviatur verfügbare C als „C1“ bezeichnet und von dort entsprechend aufwärts weitergezählt – manchmal auch nach unten, so dass das tiefste vom menschlichen Ohr wahrnehmbare C mit 16,35 Hz als „C0“ erscheint und das eingestrichene (c′) als „C4“.
Varianten
Die Oktave kann in drei Varianten auftreten:
- (a) die reine Oktave ist konsonant und umfasst 12 Halbtonschritte.
als Alterationen kommen hinzu
- (b) die verminderte Oktave mit 11 Halbtonschritten und
- (c) die übermäßige Oktave mit 13 Halbtonschritten
die zu den Dissonanzen gezählt werden und deren Benennung als Oktave funktionsharmonischen Gesichtspunkten folgt. Treten alterierte Oktaven zwischen aufeinanderfolgenden Tönen verschiedener Stimmen auf, spricht man von einem Querstand.