Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH | |
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Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung |
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Bestehen: | Gründungsdatum: 1965 als IMB (Institut für Molekulare Biologie, Biochemie und Biophysik), Umbenennungen: 1968 in GMBF, 1976 in GBF, 2006 in HZI |
Standort der Einrichtung: | Braunschweig |
Fachgebiete: | Biologische Infektionsforschung, Biotechnologische Forschung |
Grundfinanzierung: | 58 Mio. EUR (2018) |
Leitung: | Dirk Heinz (Wissenschaftlicher Geschäftsführer), Silke Tannapfel (Administrative Geschäftsführerin)[1] |
Mitarbeiter: | circa 800 |
Anmerkung: | Rechtsform: GmbH |
Homepage: | www.Helmholtz-HZI.de |
Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH (HZI) entstand am 18. Juli 2006 durch Umbenennung aus der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung mbh (GBF) und ist ein Zentrum für Infektionsforschung im niedersächsischen Braunschweig. Es gehört der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren an, der größten außeruniversitären Wissenschaftsorganisation Deutschlands.
Geschichte
Das Institut mit Hauptsitz im Ortsteil Stöckheim hat eine jahrzehntelange Geschichte. Seine Entwicklung geht auf das Jahr 1965 zurück. Damals wurde in Braunschweig der Vorläufer des HZI gegründet, das Institut für Molekulare Biologie, Biochemie und Biophysik (IMB). Initiator war der Chemiker Hans Herloff Inhoffen (1906–1992). Er wurde von weiteren namhaften Wissenschaftlern unterstützt, insbesondere von dem Chemie-Nobelpreisträger Manfred Eigen.
1968 erfolgte ein wichtiger Schritt für die künftige Entwicklung und spätere staatliche Unterstützung: Mit Hilfe der Volkswagen-Stiftung wurde das IMB zur Gesellschaft für Molekularbiologische Forschung mbH (GMBF) umgewandelt.
1976 wurde das Institut in Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF) umbenannt und 2006 erhielt es seinen jetzigen Namen. Das HZI ist in der Rechtsform einer GmbH organisiert, Gesellschafter sind die Bundesrepublik Deutschland (90 %) sowie die Bundesländer Niedersachsen (8 %), Saarland (1 %) und Bayern (1 %).
Schwerpunkt der Forschungsarbeit
Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Untersuchung von Krankheitserregern, die medizinisch relevant sind oder als Modell für die Erforschung von Infektionsmechanismen genutzt werden können. Das HZI beschäftigt rund 800 Mitarbeiter und verfügt über einen Jahresetat von rund 58 Millionen Euro (Grundfinanzierung).
Das HZI arbeitet eng mit Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen im In- und Ausland zusammen und gehörte dem nationalen Genomforschungsnetz an. Gemeinsam mit der Medizinischen Hochschule Hannover bildet es Nachwuchswissenschaftler zu qualifizierten Infektionsforschern aus. Im November 2010 wurde es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Partner für das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung ausgewählt.
Aktivitäten mit COVID-19-Bezug
Im Zuge der sich seit Ende 2019 ausbreitenden COVID-19-Pandemie beteiligt sich das HZI unter anderem mit der Erstellung von Simulationsmodellen zur möglichen Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2, um die Regierung u. a. darin zu unterstützen, das richtige Ausmaß für z. B. Kontaktbeschränkungen oder Lockerungen zu finden.[5] Seit 2015 entwickelt das HZI die Software Surveillance, Outbreak Response Management and Analysis System (SORMAS) zur Epidemiebekämpfung, die 2020 um ein COVID-19-Modul erweitert wurde und in den Gesundheitsämtern vieler Länder zum Kontaktpersonen-Management eingesetzt wird.[6] Nach Angaben der ARD-Sendung Kontraste arbeiteten Mitte März 2021 ein Viertel der deutschen Gesundheitsämter mit SORMAS.[7]
Monika Strengert (aus der Abteilung von Gérard Krause) und Matthias Becker vom Gerätehersteller NMI (einem An-Institut der Universität Tübingen) sind die Hauptautoren der ersten Publikation[8] mit Ergebnissen aus der groß angelegten Antikörper-Studie MuSPAD.[9] Ende 2021 veröffentlichte die Pressestelle des HZI einen Bericht über die Arbeiten und zusammengefasste Ergebnisse.[10]
Die HZI-Mitarbeiterin Prof. Melanie Brinkmann ist stark in der Wissenschaftskommunikation über COVID-19 engagiert.
Standorte
Neben dem Hauptsitz in Braunschweig verfügt das HZI über folgende Standorte und Tochterinstitute, die zum Teil gemeinsam mit universitären Partnern betrieben werden:
- BRICS – Braunschweig Integrated Centre of Systems Biology, Braunschweig
- Centre for Individualised Infection Medicine (CiiM), Hannover
- Centre for Structural Systems Biology (CSSB), Hamburg
- Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS), Saarbrücken
- Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI), Würzburg
- HZI-Studienzentrum Hannover im Clinical Research Centre (CRC) Hannover
- TWINCORE – Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, Hannover
- Helmholtz-Institut für One Health, Greifswald
Weblinks
- Homepage hzi.de
- Enterohämorrhagische Escherichia coli – EHEC hzi.de
- Über das HZI Geschichte 1965–2006 hzi.de
- SARS-CoV-2 / COVID-19 hzi.de
Einzelnachweise
- ↑ Management – Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, abgerufen am 16. Juli 2020.
- ↑ Resonator-Podcast der Helmholtz-Gemeinschaft: Das HZI in Braunschweig (Folge 11, 26. Juli 2013)
- ↑ Presseinformation des Informationsdienstes Wissenschaft idw vom 12. Juli 2006
- ↑ Geschichte seit 2006. Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, abgerufen am 27. April 2020.
- ↑ Epidemiologe zu Corona-Maßnahmen „Es ist nicht klar, welche Strategie die Regierung verfolgt“. Deutschlandfunk, 22. April 2020, abgerufen am 27. April 2020 (Der Immunologe Michael Meyer-Hermann im Gespräch mit der Wissenschaftsjournalistin Christiane Knoll).
- ↑ Isabell Spilker: Kontaktpersonen digital und effizient nachverfolgen. Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, 14. Dezember 2020, abgerufen am 25. Dezember 2020.
- ↑ ARD Das Erste: Sendung Kontraste vom 18. März 2021. Ab Zeitindex 11:12 Zitat Helge Braun, Ausschnitt aus Anne-Will-Sendung vom 28. Februar 2021: „Wir arbeiten ja jetzt intensiv dran, dass alle Gesundheitsämter zur Kontaktnachverfolgung die gleiche Software nutzen, dieses SORMAS-System, das ja jetzt endlich Fahrt aufgenommen hat, muss man Gott sei Dank sagen ... “. Nach Kontraste-Recherchen arbeiten 1/4 der ca. 400 Gesundheitsämter tatsächlich mit SORMAS. Nach Einschätzung der Kontraste-Redaktion existieren zwar bei vielen Gesundheitsämtern SORMAS-Installationen, diese sind aber mangels Schulung der Mitarbeiter nicht in Betrieb. – Bis Zeitindex 12:05
- ↑ nature communications: Exploring beyond clinical routine SARS-CoV-2 serology using MultiCoV-Ab to evaluate endemic coronavirus cross-reactivity
- ↑ MuSPAD
- ↑ Andreas Fischer: Ergebnisse der bundesweiten Antikörper-Studie. Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. 2021. Abgerufen am 29. Januar 2022.