Altes Testament

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„Große“

„Kleine“ (Zwölfprophetenbuch)

Als Altes Testament (abgekürzt AT; von lateinisch testamentum, Übersetzung von hebräisch בְּרִית brît bzw. griech. διαθήκη diathēkē „Bund“; heute vielfach auch: Erstes Testament oder Hebräische Bibel) bezeichnet die christliche Theologie seit etwa 180 n. Chr. die Heiligen Schriften des Judentums, die dort seit etwa 100 v. Chr. als Tanach bezeichnet werden, sowie einige weitere aus der seit 250 v. Chr. entstandenen Septuaginta. Es wurde ursprünglich auf Hebräisch, zu kleineren Teilen auch auf Aramäisch verfasst.

Dem Urchristentum galten diese Schriften als Wort Gottes, das Jesus Christus als Messias Israels und der Völker ankündigte und in seiner Auslegung erwiese. Darum verteidigte die Alte Kirche ihre Geltung als Offenbarungszeugnisse gegen christliche Minderheiten, die diese Geltung ablehnten. Ihre Auswahl und Anordnung wurden bis 350 endgültig festgelegt; das Alte Testament wurde zusammen mit dem Neuen Testament (abgekürzt NT) zur christlichen Bibel.[3]

Der Bibelkanon des Alten Testaments unterscheidet sich zwischen den christlichen Konfessionen: Während der Protestantismus die 24 Bücher des Tanach auf 39 aufteilte, behielten Katholizismus und Orthodoxie darüber hinaus Bücher aus der Septuaginta, sodass der katholische Kanon 46 Bücher und der orthodoxe Kanon bis zu 51 Bücher umfasst.

Bezeichnungen

Die Urchristen fanden Tora, Propheten und sonstige jüdische heilige Schriften als noch unabgeschlossene Bibel vor. Sie nannten sie aber nicht „Altes Testament“, sondern verwendeten dieselben oder ähnliche Begriffe wie das damalige Judentum: „die Schrift“ oder „die Schriften“ (griech. γράμμα gramma, γραφή graphē), manchmal abgekürzt „das Gesetz“ (griech. νόμος nomos für hebr. תוֹרָה Tora), meist aber „das Gesetz und die Propheten“ oder „Mose und die Propheten“, einmal auch „Gesetz, Propheten und Psalmen“ (Lk 24,44 ) analog zur seit etwa 100 v. Chr. üblichen Dreiteilung des jüdischen Bibelkanons.[4]

Das lateinische testamentum (abgeleitet von testari, „bezeugen“) ist eine ungenaue Übersetzung des griechischen Begriffs διαθήκη (diathēkē), das in der Septuaginta die letzte mündliche oder schriftliche Willenserklärung eines Sterbenden im Sinne einer Verfügung bezeichnet. Im NT bezeichnet der Begriff nie die jüdischen heiligen Schriften insgesamt. Paulus von Tarsus bezog διαθήκη (diathēkē) in 2 Kor 3,14  auf Gottes Willensoffenbarung am Berg Sinai, deren Überlieferung (Ex 19–24 ) im Synagogengottesdienst regelmäßig mündlich vorgelesen wurde. Er stellte ihr Gottes endgültigen Versöhnungswillen gegenüber, der sich im stellvertretenden Gerichtstod Jesu Christi am Kreuz realisiert und so Gottes Bund mit dem Volk Israel erfüllt und erneuert habe. Selbstverständliche Voraussetzung der Gegenüberstellung von altem und neuem Bund war für alle Urchristen die Identität JHWHs, des Gottes Israels, mit dem Vater Jesu Christi, und die unverbrüchliche Geltung seiner Segenszusage an Abraham, zum „Vater vieler Völker“ zu werden (Gen 12,3 ), die Jesus Christus zu erfüllen begonnen habe (Hebr 6,13 ff. ).[5]

Melito von Sardes bezeichnete um 170 erstmals alle schriftlichen Zeugnisse vom Heilswillen Gottes vor dem Auftreten Jesu Christi im Unterschied zu den apostolischen Schriften (auf Griechisch) als „Altes Testament“.[6] Die Übersetzung von diathēkē mit dem lateinischen Wort testamentum ist erstmals um 200 bei Tertullian belegt.

Das Attribut „alt“ wurde in der Substitutionstheologie des christlichen Antijudaismus im Sinne von „überholt“, „abgelöst“, „aufgehoben“ und „nicht mehr gültig“ gedeutet. Damit war die Abwertung des Judentums verbunden, die im christianisierten Europa oft in seine Unterdrückung und Verfolgung mündete.

Um diese traditionelle Abwertung zu vermeiden, nennen heutzutage immer häufiger Christen, Theologen und Kirchen den Tanach bzw. das AT Erstes Testament oder Hebräische Bibel. Damit grenzen sie sich vom christlichen Antijudaismus ab und betonen die gemeinsame Grundlage beider Religionen. Jahrhundertelang beherrschten antijudaistische Vorurteile die Auslegung des Neuen Testaments, wie unter Antijudaismus im Neuen Testament beschrieben. Seit 1945 wird dies zunehmend theologisch kritisiert (siehe Kirchen und Judentum nach 1945).[7] Die Frage der Autorschaft ist im Artikel Tora ausführlicher behandelt.

Rolle im Neuen Testament

Für Jesus von Nazaret und seine Nachfolger war eine Vorform des Tanach mit der Torah, Prophetenbüchern, Psalmen, dem Buch Daniel und Spruchweisheit die Heilige Schrift. Jesus bezog seine Verkündigung von Beginn seines Wirkens an darauf und verstand sie als gültige Auslegung des in ihr offenbarten Willens Gottes (Mt 5,17 ). Ohne Hören, Lesen und Auslegen biblischer Texte, die als Gottes aktuelles Wort verstanden wurden, war den Urchristen – wie allen damaligen Juden – ihre Botschaft vom Anbruch des Reiches Gottes nicht möglich.

Israels Bibel blieb auch nach Jesu Tod die Norm, von der her und auf die hin die Christen den gekommenen und wiederkommenden Messias verkündeten. So betonen alle Credoformeln der Jerusalemer Urgemeinde durchweg die Schriftgemäßheit, also Übereinstimmung und Vorherbestimmung ihres Glaubens mit Israels Heilsgeschichte. Jesu Tod und Auferweckung war für sie das allein in der Heiligen Schrift erkennbare Ziel dieser Geschichte, das die biblischen Verheißungen einer endgültigen Verwandlung der Welt bekräftigte.

Indem die Urchristen Jesu Geschichte als Erfüllung der Bundesgeschichte Gottes mit Israel nacherzählten, aufschrieben und lehrten, schufen sie ein „Neues Testament“. Die Evangelien, Gemeindebriefe und Apostelgeschichte stellen Auftreten, Sterben und Auferstehen des Juden Jesus Christus als endgültige Erfüllung und Erneuerung des Israelbundes dar, so dass sich die Botschaft des NT nur zusammen mit dem AT weiterverkünden lässt.

Der Begriff „Altes Testament“ als Bezeichnung für eine Sammlung der Schriften Israels kommt im NT nicht vor. Der Sache nach ist im NT damit aber der „Erste Bund“ Gottes mit dem Volk Israel (Hebr 8,7 ) im Gegenüber und in unauflösbarer Relation zum „Neuen Bund“ Gottes mit Israel und allen Völkern durch die Selbsthingabe Jesu Christi (Mk 14,24 ) gemeint. Das Attribut „alt“ hat seine Berechtigung ausschließlich in diesem christlichen Selbstverständnis: Danach ist das Verhältnis der beiden Testamente zueinander ein unauflösbares Nacheinander, insofern der Alte dem Neuen Bund Gottes zeitlich und inhaltlich vorangeht.

Dies meint jedoch weder im NT selber noch nach späterer kirchlicher Lehre die Veraltung und Ersetzung des Israelbundes, den die Hebräische Bibel bezeugt. Mit dem Erscheinen Jesu Christi ist für Christen kein neues Wort Gottes neben das „alte“ getreten. Sondern dieser „Sohn Gottes“ ist das „fleischgewordene Wort Gottes“ (Joh 1,14 ) und repräsentiert als solcher die Erwählung Israels zum Volk Gottes, in das von Ewigkeit her die Erwählung der Menschheit mit eingeschlossen ist.

Insbesondere der Tod und die Auferweckung Jesu Christi hat nach dem NT Gottes Willen stellvertretend für alle Menschen erfüllt. Damit hat er die Israel gegebenen Offenbarungen, Bundesschlüsse und Verheißungen endgültig bestätigt, die in Israels Bibel ausgesprochene Verheißung eines „neuen Bundes“ unüberbietbar bekräftigt (Hebr 8,8  zitiert Jer 31,31–32 ) und alle Völker in diesen Bund einbezogen.

Person und Werk Jesu Christi verkörpern also für die Christen den „neuen“ Willen Gottes, indem sie seinen „alten“ Willen, die Ersterwähnung Israels, endgültig erfüllen und bekräftigen. Für die ganze urchristliche Verkündigung ist daher der durchgängige Bezug auf die Bibel Israels entscheidend. Ohne sie lässt sich die universale Bedeutung Jesu Christi nicht aussagen bzw. verstehen.

Damit hat jedoch für die Christen der eine Wille Gottes, den bereits das „Alte“ Testament offenbart, einen anderen, neuen Stellenwert erhalten: Von nun an gilt dieser Wille nur noch in der Auslegung, die Jesus Christus ihm durch seine Lehre, seinen Tod und seine Auferweckung gegeben hat. Demnach sind alle Einzelgebote in dem einen Gebot Jesu Christi, nämlich dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe, „aufgehoben“, diesem untergeordnet (Mk 12,30–31 ).

Aufbau

Im Zuge der Kanonisierung des Tanach zum christlichen Alten Testament wurde seine Dreiteilung und die Tora (der Pentateuch) unverändert beibehalten, aber einige Einzelbücher des zweiten und dritten Teils wurden anders zu- und angeordnet, andere kamen zu diesen beiden Teilen dazu.

In den meisten christlichen Kanonlisten des 2. bis 4. Jahrhunderts wurden die Nevi’im (Propheten) aufgeteilt und einige der Ketuvim (Schriften) zwischen „vordere“ und „hintere“ Propheten gerückt. Damit wurden erstere als Geschichtsbücher von den Schriftpropheten abgerückt. Die Bücher Rut, Esra, Nehemia und Chronik, die im Tanach zu den Schriften gehören, rückten in den zweiten Hauptteil und wurden dort annähernd historisch richtig eingeordnet: Das Buch Rut steht nun gemäß seinen Anfangs- und Schlussversen zwischen den Büchern Richter und Samuel, da seine Handlung zur Richterzeit spielt und Noomis Sohn als Großvater von König David galt. Da Esra und Nehemia auf die Exilszeit folgten, wurden ihre Bücher hinter die Chronik gerückt, die ihrerseits die Königszeit fortsetzt. Ihnen folgen die Bücher Tobit, Judit, Ester und Makkabäer gemäß den in ihnen beschriebenen, aufeinanderfolgenden Zeiten und Themen. Damit entstand eine zusammenhängende Beschreibung der Geschichte Israels von der Landnahme bis zur Wiederherstellung eines eigenen jüdischen Staates, in dem die Tora und der Tempelkult wieder Geltung hatten. Diese wurde eher als abgeschlossen und vergangen gelesen, nicht als von unabgegoltener prophetischer Verheißung bestimmte und geöffnete Zukunft.

Hinter die Geschichtsbücher rückten die noch übrigen Ketuvim. Die Salomo zugeschriebenen Schriften Sprichwörter, Kohelet und Hoheslied wurden um die Weisheit Salomos und Jesus Sirach ergänzt. Das Buch Hiob rückte vor die Psalmen an die erste Stelle: Denn Hiob galt wegen seiner an die Erzväter erinnernden Gottergebenheit als älter als die König David zugeschriebenen Psalmen. Diese Gebetssammlung beginnt mit Klage und endet mit dem Lob der Gottesherrschaft: Darin fanden die Christen die Verwandlung der Zweifel und Anklage Hiobs in die endzeitliche Freude über den Sieg Jesu Christi ausgedrückt.

Die Klagelieder Jeremias wurden folgerichtig zum Prophetenbuch Jeremia, das Buch Daniel zu den „großen“, die Zukunft der ganzen Welt betreffenden Propheten gestellt. Es wurde also nicht als weisheitliche, sondern apokalyptische Schrift, die frühere prophetische Verheißungen fortführt, betrachtet. Indem die Prophetenbücher an den Schluss rückten, wurden sie für die Christen zur Verheißung Jesu Christi.

Schriften, die für das Judentum, seine Feste und seinen Gottesdienst aktuell blieben, hatten für die Christen seit der Tempelzerstörung (70 n. Chr.) dagegen eher paradigmatische, allegorische und typologische Bedeutung.[8]

Kanonisierung

Seit der Trennung des Christentums vom Judentum entwickelte sich der christliche Gnostizismus, der das Alte Testament als Dokument einer verworfenen, überholten und antichristlichen Religion betrachtete und aus dem eigenen Glauben ausschloss. Marcion stellte die Schöpfung durch den bösen, materialistischen Gott Israels der Erlösung durch den guten, spirituellen Geist Jesu dualistisch einander gegenüber und stellte darum einen von allen jüdischen Einflüssen gereinigten Bibelkanon vor.

Ab 150 erteilte die werdende Kirche solchen Versuchen eine Absage, indem sie das „Alte Testament“ in der durch die Septuaginta überlieferten Form als vollgültiges Gotteswort übernahm und ihrem Neuen Testament voranstellte. Dies folgte der Auffassung der Urchristen, wonach der Glaube an Jesus Christus Gottes Bund mit Israel bekräftigte, nicht ablöste. Damit wurde es theologisch unmöglich, Leben, Lehre, Tod und Auferstehung Jesu Christi von der Erwählung Israels zu trennen. Die Kirche legte damit selber eine normative Instanz für die Auslegung des Neuen Testaments fest, auf die spätere Reformanläufe in Religion und Politik sich berufen konnten. Schon früh gab es verschiedene Übersetzungen von Teilen der Septuaginta ins Lateinische, die heute unter dem vielgestaltigen Begriff Vetus Latina summiert werden. Seit 385 erfolgte die vollständige Übersetzung der Septuaginta von Hieronymus ins Latein, die Vulgata, die die alten Übersetzungen dann verdrängte und im Katholizismus maßgebend wurde.

Auslegungsgeschichte

Patristik

In der Patristik prägte Augustinus von Hippo den von den Reformatoren wieder aufgegriffenen, berühmten Satz:

„Novum Testamentum in Vetere latet, et in Novo Vetus patet.“

„Das Neue Testament liegt im Alten verborgen, das Alte wird im Neuen aufgedeckt/offenbar.“[9]

Gemeint ist, dass Jesus Christus und sein Erlösungswerk am Kreuz bereits im Alten Testament angedeutet werden. Dafür werden nicht nur einzelne Passagen wie Psalm 22 oder Jesaja 53 herangezogen, sondern auch der Sinn des gesamten Alten Testaments, das zeigen möchte, dass der Mensch – selbst, wenn er es versucht – Gottes Gebote nicht halten kann (vgl. z. B. Röm 3 ; 7 , Galaterbrief). Damit wird das Neue Testament als Fortsetzung des Alten gesehen, ohne das es keine Wurzel und Basis hätte.

Dennoch „vergaß“ die Kirche in ihrer Geschichte die eindeutige Aussage Röm 11,2–18 :

„Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er sich zuvor erwählt hat […] Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“

Wo die auf das Diesseits bezogenen Hoffnungen und Verheißungen Israels neuplatonisch und allegorisch umgedeutet wurden, dort eignete sich das Christentum zur neuen Herrschaftsreligion des Römischen Reiches.

Die seit dem 3. Jahrhundert durchgängige christliche Vereinnahmung des Alten Testaments und kirchlich-dogmatische „Enterbung“ des Judentums (Substitutionstheologie) rief in Krisenzeiten Pogrome an Juden und anderen Minderheiten hervor und „rechtfertigte“ diese während des ganzen europäischen Mittelalters bis weit in die Neuzeit hinein.

Zeit des Nationalsozialismus

In der Zeit des Nationalsozialismus versuchten die „Deutschen Christen“ erneut, alles „Jüdische“ aus dem christlichen Glauben „auszumerzen“ und diesen zu einer „Nationalreligion“ umzuformen.[10] Der latent angelegte Antijudaismus, der auch in Teilen der Kirche Fuß gefasst hatte, bildete eine der wesentlichen Voraussetzungen für diese willkürliche Auslegung des Christentums und damit auch die Verbrechen des Holocaust. Dabei wurde das gesamte Alte Testament weitgehend ignoriert.

Neubewertung seit 1945

Aus dieser verheerenden Erfahrung erwuchs seit etwa 1960 ein jüdisch-christlicher Dialog. Er beflügelte die Diskussion um das AT, seine Relevanz für die Exegese des NT und den christlichen Glauben in der christlichen Theologie.

Schon die historische Forschung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts erkannte die Eigenständigkeit der Traditionen Israels, besonders seiner Prophetie und seines Messianismus. Doch erst die unübersehbaren Wirkungen des christlichen Antijudaismus bis hin zur Schoa bewegten die Kirchen und die neutestamentliche Wissenschaft dazu, sich mit möglichen Wurzeln des Antijudaismus im Neuen Testament auseinanderzusetzen.

Dies zog im katholischen Bereich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, im deutschen evangelischen Bereich – besonders seit den Kirchentagen der 1960er Jahre – eine Neubewertung des AT und Judentums auch in der kirchlichen Dogmatik und Alltagspraxis nach sich. Der Rheinische Synodalbeschluss von 1980 zum Verhältnis von Juden und Christen war hier wegweisend. Inzwischen haben die meisten Landeskirchen der EKD ähnliche Erklärungen beschlossen und teilweise in ihre Kirchenverfassungen übernommen.

Eine seiner zentralen Einsichten lautete: Hätte die christliche Mehrheit Europas ihre jüdischen Wurzeln wahrgenommen und den „ungekündigten Bund“ Gottes mit Israel (Röm 11,2 / Martin Buber) anerkannt, dann hätte sie das Doppelgebot der Liebe auch gegenüber der jüdischen Minderheit eher befolgt und die Gesellschaften Europas Gleiches zu tun gelehrt. Dann hätte die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal des jüdischen Volkes in der NS-Zeit so nicht geschehen können.

Dem versucht die christliche Theologie auch sprachlich Rechnung zu tragen, um die bleibende Gültigkeit der im Alten Testament enthaltenen Schriften auszudrücken und das Missverständnis zu verhindern, „alt“ bedeute „veraltet“ oder „überholt“: z. B. Erstes Testament (Hebr 8,7.13; 9,1.15.18: so der christliche Alttestamentler Erich Zenger).

Die dritte Denkschrift „Juden und Christen“ der EKD von 2000 stellt fest, dass die christliche Abwertung des Alten Testaments nur dauerhaft überwindbar ist, wenn zugleich das Judentum als bleibender, eigenständiger lebendiger Zeuge der Hebräischen Bibel anerkannt wird. Dies hat weitreichende Konsequenzen für Bibelforschung, Exegese, Predigt, Konfirmandenunterricht und Gottesdienstgestaltung.

Historisch-kritische Erforschung

Die alttestamentliche Wissenschaft widmet sich als Teildisziplin der Theologie der philologisch-historischen Erforschung des Alten Testaments. Sie umfasst folgende Sachbereiche:

Als Hilfswissenschaften sind der alttestamentlichen Wissenschaft zugeordnet:

Ein Wissenschaftler auf dem Gebiet des Alten Testaments wird Alttestamentler genannt.

Siehe auch

Literatur

  • Gleason Leonard Archer: Einleitung in das Alte Testament. Band 1. Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell, 1987. ISBN 3-88002-300-X.
  • Gleason Leonard Archer: Einleitung in das Alte Testament. Band 2. Verlag der Liebenzeller Mission, Bad Liebenzell, 1989. ISBN 3-88002-319-0.
  • Gerhard J. Botterweck, Helmer Ringgren, Heinz-Josef Fabry u. a. (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament (ThWAT). Kohlhammer Verlag, 10 Bde., 1973 ff.
  • Alfons Deissler: Die Grundbotschaft des Alten Testaments – Ein theologischer Durchblick. Herder, Freiburg (1972; Nachdr. der völlig überarb. 11. Aufl. 1995) 2006 ISBN 3-451-28948-2.
  • Franz Delitzsch und Carl Friedrich Keil: Biblischer Commentar über das Alte Testament (BC). Dörffling & Franke Leipzig PDF-Download.
  • Walter Dietrich, Wolfgang Stegemann (Hrsg.): Biblische Enzyklopädie Band 1–12. Stuttgart 1996 ff.
  • Klaus Dorn: Basiswissen Bibel: Das Alte Testament (= UTB 4317). Paderborn 2015, ISBN 978-3-8252-4317-3.
  • Erhard S. Gerstenberger: Theologien im Alten Testament: Pluralität und Synkretismus alttestamentlichen Gottesglaubens. Kohlhammer Verlag, Stuttgart u. a. 2001, ISBN 3-17-015974-7.
  • Jan Christian Gertz (Hrsg.): Grundinformation Altes Testament (= UTB 2745). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2006, ISBN 3-8252-2745-6.
  • Martin Hose: Kleine Geschichte der griechischen Literatur. Von Homer bis zum Ende der Antike, München: C. H. Beck, 1999.
  • Otto Kaiser: Einleitung in das Alte Testament. Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh, 4. Auflage, 1978, ISBN 3-579-04458-3.
  • Reinhard G. Kratz: Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Testaments. Grundwissen der Bibelkritik (= UTB 2157). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-8252-2157-1.
  • Christoph Levin: Das Alte Testament (= Beck’sche Reihe Wissen 2160). C. H. Beck, München 2003, 2. Auflage, ISBN 3-406-44760-0.
  • Gerd Lüdemann: Altes Testament und christliche Kirche. Versuch der Aufklärung. zu Klampen Verlag, Springe 2006, ISBN 3-934920-96-9.
  • Gerhard von Rad: Theologie des Alten Testaments. Band 1–2, München, 8. Auflage 1982/1984.
  • Hartmut Gese: Vom Sinai zum Zion. Alttestamentliche Beiträge zur biblischen Theologie. München 1974, ISBN 3-459-00866-0.
  • Hartmut Gese: Alttestamentliche Studien. Tübingen 1991, ISBN 3-16-145699-8.
  • Martin Rösel: Bibelkunde des Alten Testaments: Die kanonischen und apokryphen Schriften. Neukirchen-Vluyn 1996, 5. Auflage 2006 mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, ISBN 978-3-7887-2060-5.
  • Konrad Schmid: Literaturgeschichte des Alten Testaments. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2. Aufl. 2014, ISBN 978-3-534-16521-6.
  • Werner H. Schmidt: Alttestamentlicher Glaube. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn, 9. Auflage, 2004, ISBN 3-7887-0655-4.
  • Werner H. Schmidt: Einführung in das Alte Testament. de Gruyter, Berlin/New York, 5. Auflage 1995, ISBN 3-11-014102-7.
  • Hans-Christoph Schmitt: Arbeitsbuch zum Alten Testament (= UTB 2146). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2005, ISBN 3-8252-2146-6.
  • Heinz-Günther Schöttler: Christliche Predigt und Altes Testament. Versuch einer homiletischen Kriteriologie. Schwabenverlag, Ostfildern 2001, ISBN 3-7966-1021-8. (733 S.; Kriterien für den Umgang mit dem AT in der christl. Verkündigung)
  • Texte aus der Umwelt des Alten Testaments 2 Bände. Gütersloh 1982–1991.
  • Erich Zenger u. a.: Einleitung in das Alte Testament (= Kohlhammer-Studienbücher Theologie. Band 1,1). Kohlhammer, Stuttgart 2004, 5. Auflage ebenda, ISBN 3-17-018332-X.
  • Erich Zenger: Der Gott der Bibel. Sachbuch zu den Anfängen alttestamentlichen Gottesglaubens. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1979, ISBN 3-460-31811-2.
  • Walther Zimmerli: Grundriß der alttestamentlichen Theologie (= Theologische Wissenschaft 3,1). Kohlhammer, Stuttgart 1999, 7. Auflage, ISBN 3-17-016081-8.

Weblinks

Textgeschichte
  • Thomas Naumann: Die Textüberlieferung der Bibel Alten Testaments. (pdf, 140 kB) Universität Siegen, 27. November 2007, archiviert vom Original am 5. Juli 2016.
  • CoMOn (Corpus Matching Online). 13. Juli 2012 (Konkordanz (korpuslinguistisch: automatische Überprüfung eines definierten Einzeltextes auf sein Verhältnis zum Gesamttext) zur hebräischen bzw. griechischen Ausgabe des Alten Testaments).
Bibelkunde
Relation zum Judentum und zum Neuen Testament
Alttestamentlich oder alttestamentarisch

Einzelnachweise

  1. Unter anderem Num 14,44 .
  2. Unter anderem Mt 26,28 .
  3. Artikel Bibel II/III, Theologische Realenzyklopädie. Band 6, Walter de Gruyter, 1. Auflage, Berlin 1980, S. 29 und 43.
  4. Artikel Bibel II/III, Theologische Realenzyklopädie Band 6, Walter de Gruyter, 1. Auflage, Berlin 1980, S. 9 f.
  5. Artikel Bibel II/III, Theologische Realenzyklopädie Band 6, Walter de Gruyter, 1. Auflage, Berlin 1980, S. 27.
  6. Artikel Bibel II/III, Theologische Realenzyklopädie Band 6, Walter de Gruyter, 1. Auflage, Berlin 1980, S. 28.
  7. Ernst-Joachim Waschke: Altes Testament. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tübingen 1998, Sp. 371.
  8. Erich Zenger: Der vierteilige Aufbau des Ersten Testaments. In: Einleitung in das Alte Testament, Kohlhammer, 2006, 6. Auflage, S. 28 f.
  9. Quaestiones in Heptateuchum 2, 73
  10. Carlo Lindberg: Wider den Arierparagraphen. In: Jüdische Zeitung. 16. Dezember 2007, archiviert vom Original am 16. Dezember 2007.
    Christen und Juden III: 5. Orientierungen im christlich-jüdischen Gespräch. EKD-Denkschrift Nr. 144, 14. März 2000.