St. Joseph (Stadthagen)
Die Kirche Sankt Joseph ist die römisch-katholische Kirche in Stadthagen, der Kreisstadt des Landkreises Schaumburg in Niedersachsen. Das nach dem heiligen Josef von Nazaret benannte Gotteshaus ist die Pfarrkirche der Pfarrei St. Joseph in Stadthagen, im Dekanat Weserbergland des Bistums Hildesheim.
Geschichte
1559 wurde durch ein Dekret von Graf Otto IV. in der Grafschaft Schaumburg die Reformation eingeführt. Infolgedessen wurden die Einwohner und die Kirche von Stadthagen protestantisch.
Nachdem sich im Zuge der Industrialisierung wieder Katholiken in Stadthagen angesiedelt hatten, erfolgte 1877 die Errichtung einer katholischen Missionsstation und einer Schule. 1886 begann der Bau der Kirche im Baustil der Neugotik. 1887 folgte die Kirchweihe durch Bernhard Höting, Bischof des Bistums Osnabrück, zu dem Stadthagen damals gehörte.[1]
Am 1. Juli 1911 wurde die katholische Kirchengemeinde Stadthagen zur Pfarrei erhoben. Im Ersten Weltkrieg mussten 1917 die beiden größeren Glocken, Maria und Joseph, abgegeben werden. Nur die kleinste Glocke, Bonifatius, blieb bis heute erhalten. 1935 wurde die Josephsglocke wieder ersetzt, musste jedoch im Zweiten Weltkrieg 1942 wieder für Rüstungszwecke abgegeben werden. Die Marienglocke wurde bis heute nicht wieder ersetzt.
Durch die Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950 nahm die Zahl der Katholiken im Raum Stadthagen so zu, dass die Kirche erweitert wurde, aber auch zwei Filialkirchen erbaut wurden. 1953 begann der Erweiterungsbau, der 1954 fertiggestellt wurde. Dazu wurde der bisherige, neugotische Chor und durch ein Querschiff mit neuem Altarraum ersetzt. 1953 wurde auch die Josephsglocke durch die heute noch vorhandene Petersglocke ersetzt. 1955 entstanden in Helpsen mit der Heilig-Kreuz-Kirche und 1969 in Nienstädt mit der St.-Bartholomäus-Kirche Filialkirchen der Pfarrei Stadthagen.
1965 ging das Gebiet des ehemaligen Landes Schaumburg-Lippe, zu dem Stadthagen gehörte, vom Bistum Osnabrück zum Bistum Hildesheim über.[2]
1984 bekam die Kirche ihr heutiges Altarbild, 1996 erstmals eine Pfeifenorgel.
Am 1. September 2008 wurde die zwischenzeitlich selbstständig gewordene Pfarrgemeinde Heilig Kreuz in Helpsen aufgelöst und ihre Heilig-Kreuz-Kirche wieder der Pfarrei St. Joseph in Stadthagen angeschlossen.[3]
2010 wurde im Südflügel der Kirche eine Beichtkapelle eingerichtet, die den vormaligen Beichtstuhl ersetzt. Im November 2010 erfolgte die Profanierung der beiden Filialkirchen Heilig Kreuz in Helpsen und St. Bartholomäus in Nienstädt, die im Folgejahr abgerissen wurden.[4]
Im Jahr 2011 gehörten 50,7 % der Stadthäger Bürger der Evangelischen Kirche und 9,6 % der Katholischen Kirche an. Die übrigen 39,7 % waren konfessionslos oder hatten einen anderen Glauben.
Am 1. September 2012 wurden die Dekanate Bückeburg, zu der die St.-Joseph-Kirche gehörte, und Hameln-Holzminden zum heutigen Dekanat Weserbergland vereinigt.[5] Zum gleichen Zeitpunkt wurde auch die Pfarrgemeinde St. Barbara in Lindhorst aufgelöst und deren St.-Barbara-Kirche der Pfarrei Stadthagen als Filialkirche angeschlossen.[6] Auch die Herz-Jesu-Kirche in Sachsenhagen, die früher zu den Pfarrgemeinden Wunstorf-Steinhude (1990)[7] und Hohnhorst (2009)[8] gehörte, ist seit mindestens diesem Zeitpunkt eine Filialkirche der Pfarrei Stadthagen.
Architektur und Ausstattung
Die unter Denkmalschutz stehende Kirche steht wenige hundert Meter westlich der Altstadt von Stadthagen, auf dem Grundstück Bahnhofstraße 3, neben dem historischen Westtor-Friedhof.
Im Glockenturm hängen zwei Glocken. Die größere Petersglocke stammt aus dem Jahre 1953, die kleine Bonifatiusglocke stammt noch aus dem ursprünglichen Geläut der Kirche.
Die Buntglasfenster im Querschiff zeigen im Südgiebel das Abendmahl Jesu und im Nordgiebel, über dem Eingang der Kirche, die Taufe Jesu.
Das 1984 von Hanns Joachim Klug geschaffene Altarbild stellt das Pfingstereignis dar, bei dem der Heilige Geist als Feuerzungen auf die zwölf Apostel niedergeht. Oben im Bild wird die Dreifaltigkeit dargestellt: Gott der Vater als Thron, Jesus Christus als Buch mit den sieben Siegeln und der Heilige Geist als Taube. Im Zentrum des Bildes steht Maria, die Mutter Jesu. Links und rechts von ihr stehen die zwölf Apostel, von denen Petrus hervorgehoben dargestellt ist, und auf die Feuerzungen niedergehen. Unterhalb von Maria sind Noach mit der Arche in seinen Händen, Mose mit einer Tafel mit den Zehn Geboten, und David mit seiner Harfe zu sehen, die sechs weiteren Personen symbolisieren die Völker der Welt. In das Altarbild ist auch der Tabernakel integriert.
Am Ambo sind die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes dargestellt.
Links und rechts vom Altarraum zeigen Reliefs eine Mondsichelmadonna sowie den heiligen Joseph, den Schutzpatron der Kirche. An den Seitenwänden des Längsschiffs sind 15 Kreuzwegstationen platziert. Vor einer von Josef Hauke geschaffenen Marienstatue können Opferkerzen aufgestellt werden.
Die Orgel mit ihren 1854 Pfeifen wurde von 1993 bis 1966 vom Unternehmen Michael Becker Orgelbau errichtet. Das Instrument verfügt über 28 Register auf zwei Manualwerken und Pedal.
Siehe auch
Literatur
- Kleiner Kirchenführer durch die katholische Kirche St.-Joseph in Stadthagen. Stadthagen 2011.
- Johannes Tuschhoff-Cicigoi: Lebendige Steine für Gottes Haus. Chronik zum 125-jährigen Weihejubiläum der Kirche. Stadthagen 2012.
- Festschrift zum 100jährigen Jubiläum der St.-Joseph-Kirche Stadthagen. Stadthagen 1987.
- Willi Stoffers: Bistum Hildesheim heute. Hildesheim 1987, ISBN 3-87065-418-X, S. 148, 150–151.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die "lebendigen Steine" stehen im Mittelpunkt. Schaumburger Wochenblatt, 13. Oktober 2012, abgerufen am 1. Oktober 2022.
- ↑ Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhle und dem Land Niedersachsen, Artikel 2. In: Acta Apostolicae Sedis. 26. Februar 1965, abgerufen am 29. Juli 2019.
- ↑ Weitere Fusionsrunde. Bistum Hildesheim, 7. August 2008, abgerufen am 1. Oktober 2022.
- ↑ Zwei Türen schließen sich. Bistum Hildesheim, 26. Oktober 2010, abgerufen am 1. Oktober 2022.
- ↑ Bischöfliches Generalvikariat: Urkunde über die Auflösung des Dekanates Bückeburg und des Dekanates Hameln-Holzminden sowie über die Neuerrichtung des Dekanates Weserbergland. Bistum Hildesheim, Kirchlicher Anzeiger Nr. 4/2012, S. 92.
- ↑ Bischöfliches Generalvikariat: Urkunde über die Auflösung der katholischen Pfarrgemeinde St. Barbara, Lindhorst und über die Zuweisung des Gebietes zur katholischen Pfarrgemeinde St. Joseph, Stadthagen. Bistum Hildesheim, Kirchlicher Anzeiger Nr. 4/2012, S. 87–88.
- ↑ Der Dom ´91. Hildesheim 1990, S. 131.
- ↑ Bistum Hildesheim (Hrsg.): Einstufung der Pfarrkirchen und Filialkirchen im Bistum Hildesheim. Hildesheim 2009.