Kunsthaus Göttingen

Kunsthaus Göttingen
Kunsthaus Göttingen Fassade.jpg
vordere Fassade des Kunsthauses Göttingen
Daten
Ort Göttingen Welt-Icon
Art
Ausstellungshaus
Eröffnung 2021[1]
Leitung
Gerhard Steidl, Dorle Meyer, Alfons von Uslar
Website

Das Kunsthaus Göttingen ist ein Ausstellungshaus für Arbeiten auf Papier, Fotografie und neue Medien in der südlichen Innenstadt von Göttingen. Der Ausstellungsschwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Kunst mit internationaler Ausrichtung.

Das Haus wurde am 4. Juni 2021 mit einer Einzelausstellung mit Werken von Roni Horn eröffnet.[2] Das Projekt wurde aus Bundesmitteln in Höhe von 4,5 Millionen Euro durch das Förderprogramm »Nationale Projekte des Städtebaus« finanziert.[3][4]

Allgemein

Das Gebäude des Ausstellungshauses wurde im Dezember 2020 auf dem Grundstück der Düsteren Straße 7, neben dem Günter-Grass-Archiv, fertiggestellt und im März 2021 durch die Stadt Göttingen als Bauherrin offiziell an die Kunsthaus Göttingen gGmbH übergeben. Am 4. Juni 2021 wurde das Kunsthaus mit der Einzelausstellung "Roni Horn. You are the weather" eröffnet. Es handelt sich beim Kunsthaus nicht um ein Museum, da es keine eigene Sammlung hat. Das Programm sieht wechselnde Ausstellungen mit Schwerpunkt auf Papierarbeiten, Fotografie und neue Medien mit internationaler Ausrichtung und regionaler Verankerung vor. Das Richtfest fand Ende September 2019 statt.[5] Die Realisierung des Hauses wurde von Gerhard Steidl initiiert und mit dem Engagement von Oberbürgermeister Wolfgang Meyer und seinem Nachfolger Rolf-Georg Köhler verwirklicht. Die Startphase wurde unterstützt von Alfons v. Uslar, der 2020 -Juni 2022 als ehrenamtlicher Gründungsgeschäftsführer fungierte und von Ute Eskildsen (ehemals stellvertretende Direktorin Folkwang Museums) - sie beriet bei der Bauplanung und erarbeitete als Kuratorin die ersten zwei Ausstellungen im Kunsthaus.

Leitung

Verantwortlich für den Betrieb des Hauses ist die Geschäftsführung mit Dr. Dorle Meyer und dem Prokuristen Alfons v. Uslar. In den ersten Jahren unterstützt als ehrenamtlicher Gründungsdirektor Gerhard Steidl mit kuratorischem Engagement das Haus[6]. Als Gastkuratoren waren bisher Ute Eskildsen und Joshua Chuang (zuletzt Kurator für Fotografie an der New York Public Library) involviert.

Gerhard Steidl ist ehrenamtlicher Gründungsdirektor des Hauses. Er führt den Steidl Verlag in der Nähe des Kunsthauses Göttingen. Bereits 1969 druckte er Plakate und Multiples von Künstlern wie Joseph Beuys und Klaus Staeck und verlegt heute ausgewählte Kunst- und Fotografiebände, Literatur und politische Sachbücher. Neben dem Büchermachen konzipiert und kuratiert Gerhard Steidl Ausstellungen weltweit.[7]

Dr. Dorle Meyer ist Geschäftsführerin des Kunsthauses Göttingen. Die promovierte Kunsthistorikerin hat neben Forschung und Lehre zu klassischer Moderne und zeitgenössischer Kunst viele Jahre im musealen Bereich gearbeitet und die Entwicklung neuer Ausstellungs- und Museumsprojekte begleitet. Nach Stationen in Kassel, Berlin sowie zuletzt als Projektmanagerin und Kuratorin am Deutschen Museum beim Aufbau des Zukunftsmuseums Nürnberg, ist sie 2020 nach Göttingen zurückkehrt, um die Verwirklichung des Kunsthauses mitzugestalten.

Alfons von Uslar unterstützt das Projekt ehrenamtlich als Prokurist. Als gelernter Landwirt und diplomierter Jurist bringt er neben großem Interesse für die Kunst fundierte Kenntnisse betriebswirtschaftlicher Abläufe mit.

Architektur und Innenhof

Kunsthaus Göttingen-Ausstellungsebenen

2016 gewann das Architekturstudio Atelier ST[8] in Leipzig den Wettbewerb für das Bauprojekt Kunsthaus Göttingen.[9] Der Berliner Landschaftsarchitekt Stefan Bernard gewann 2017 den dazugehörigen Wettbewerb für die Gestaltung des Innenhofs.[10][11]

Haus

Das viergeschossige Haus mit Spitzdach orientiert sich an den benachbarten Fachwerkhäusern – auch hier erweitert sich nach oben hin die Grundfläche. Das Foyer des Kunsthauses wird über ein Eingangstor betreten, welches auf der gegenüberliegenden Seite den Blick zum begrünten Innenhof freigibt. Dieser ist von zwei Seiten öffentlich zugänglich. Die Besonderheit des Baus sind drei ca. 120 m² große und über 3,20 m hohe stützenfreie Galerieräume. Die Galerieräume haben jeweils ein bodentiefes Fenster, das bei Bedarf verdeckt werden kann, um die Papierarbeiten zu schützen und Videoinstallationen und Projektionen zu ermöglichen. Zusätzlich zu den drei großen Galerien verfügt das Kunsthaus über einen kleineren Ausstellungsraum für Kabinettausstellungen. Im Dachgeschoss befinden sich ein 100 m² großes »Forum« für Veranstaltungen und ein Workshop-Raum für Vermittlungsarbeit. Das Kunsthaus Göttingen erreicht damit eine Ausstellungsfläche von ca. 500 m².

Innenhof

Der Innenhof kann über das Foyer des Hauses erreicht werden. Dort bietet eine begrünte Fläche Sitzmöglichkeiten und einen Kinderspielplatz. Das Kunsthaus teilt sich den Innenhof mit dem Buchladen Rote Straße und ist somit auch über den Nikolaikirchhof öffentlich zugänglich. Zusätzlich steht hier ein Pavillon – das House of Words – mit der ortsbezogenen Installation "Poet Singing (The Flowering Sheets)" des US-amerikanischen Pop-Art Künstlers Jim Dine, der im Sommer 2020 fertiggestellt wurde. Ab September 2021 ist der Pavillon auf Absprache zu besuchen.

Ausstellungen

Der Ausstellungsschwerpunkt liegt auf aktuellen Positionen der internationalen Gegenwartskunst. Bei dem kuratorischen Programm gibt es eine enge Zusammenarbeit mit den Künstlern, sowohl für Ausstellungen, als auch Neuproduktionen. Pro Jahr sind drei bis vier Ausstellungen als Einzel- oder Gruppenausstellungen geplant. Die Eröffnung wurde mit einer großen Einzelausstellung der New Yorker Künstlerin Roni Horn zelebriert,[12] dieser folgte eine Gruppenausstellung zum Thema "Modell Tier". Als drittes wird eine Doppelausstellung der beiden südafrikanischen Künstler Banele Khoza und Santu Mofokeng präsentiert.

Als Partnerprojekt der documenta fifteen hat das Kunsthaus am 18. Juni 2022 eine Gruppenausstellung mit dem Titel "printing futures"[13] eröffnet, welche neben international bekannten Künstlern, wie unter anderem Dayanita Singh und Shahidul Alam, auch junge Künstlerinnen, so Sibel Horada und Maya Mercer präsentiert. Weiterhin hat Christoph Heubner einen Raum als "Institute to Remember" eingerichtet und auch der Regisseur Albert Ostermaier gestaltet ein Programm, dass im Literaturhaus Göttingen präsentiert wird.[14] Petra Broistedt, Oberbürgermeisterin, wertet die Kooperation mit der documenta als Meilenstein für Göttingen als Kulturstandort.[15] In der Ausstellung steht auch die Entstehung von Büchern im Vordergrund. So sind insgesamt 30 Buchprojekte mit Künstlern der Ausstellung und documenta-Kollektiven von Gerhard Steidl geplant,[16] dies im Zusammenhang mit der lumbung press.[17]

Zu jeder Ausstellung gibt es ein abwechslungsreiches Begleitprogramm, besonders für Kinder und Jugendliche.

Der Künstler Sebastian Stumpf begleitete die Bauphase des Kunsthauses mit der Konzeption einer Videoarbeit, die seit der Eröffnung im Kunsthaus-Foyer zu sehen ist.

Neben größeren Veranstaltungen sind in der Anfangszeit auch sogenannte Testläufe geplant, kurze Ausstellungen auf kleinerer Fläche, die den Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geben sollen, eine passende Präsentationsform zu testen, zugleich auch den Besucherinnen und Besuchern einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen sollten.[18] Teilweise entstehen die Testläufe auch unmittelbar aus der Arbeit Gerhard Steidls heraus. So fand vor der Eröffnung der Roni Horn Ausstellung von Dezember 2020 bis Mai 2021 eine Präsentation von überwiegend Druckbögen eines Fotobuch-Projektes von Gilles Peress zum Nord-Irland-Konflikt statt. Vor der Modell Tier-Ausstellung fand eine Präsentation von 50 Illustrationen von Bernd Pfarr statt,[19], nach der Modell Tier-Ausstellung eine Präsentation von Fotografien von Ruth Harriet Louise.

Ausstellungsverzeichnis

KuQua – Kunstquartier Göttingen

2008 stellten Gerhard Steidl und der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Meyer die Idee eines Kunstquartiers mit dem Kunsthaus als Mittelpunkt vor. Das Kunstquartier liegt zwischen Düsterer Straße, Nikolaikirchhof, Nikolaistraße und Turmstraße im historischen Kern der Stadt.[31][3] Im Quartier befinden sich bereits einige Kunst- und Kulturinstitutionen wie das Literarische Zentrum, der Göttinger Literaturherbst und die Galerie Ahlers sowie Cafés und Kleingewerbe. Als Ausstellungs- und Veranstaltungsort ist das Günter-Grass-Archiv, das zur Universität Göttingen gehört, seit 2015 aktiv. Es wurde im Jahr 2016 mit dem »Preis für Denkmalpflege« der Niedersächsischen Sparkassen-Stiftung ausgezeichnet. Mit dem Kunsthaus werden in Zukunft auch technisch aufwendigere Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Göttingen möglich sein.

Freundeskreis Kunsthaus Göttingen

Das Kunsthaus Göttingen wird ideell und finanziell durch einen Freundeskreis unterstützt. Ziel ist die Förderung und Vermittlung von Kunst und Kultur in der Öffentlichkeit. Der Freundeskreis leistet durch seine finanziellen Zuwendungen einen Beitrag zum laufenden Betrieb des Kunsthauses und ermöglicht das Ausstellungsprogramm.[32]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kunst in die City, Monopol Magazin, 4. Juni 2021
  2. Ausstellung Roni Horn, auf kunsthaus-goettingen.de
  3. a b KuQua: Das Kunstquartier in Göttingen, auf goettingen.de
  4. Göttingen Kunstquartier (KuQua), auf bbsr.bund.de
  5. Steidl und sein Traum einer Galerie: das Kunsthaus Göttingen feiert Richtfest, hna.de, 27. September 2019
  6. Richtfest für das Kunsthaus im Kunstquartier Göttingen, Göttinger Tageblatt, 1. Okt. 2019.
  7. Mehr als ein Museum, Gerhard Steidl im Gespräch mit Marietta Schwarz, FAZIT, Deutschlandfunk Kultur, 3. Juni 2021
  8. Kunsthaus Göttingen, 2020, auf atelier-st.de
  9. Steidls Galerie für Göttingen, auf bauwelt.de
  10. Kunsthaus: Berliner Büro soll Innenhof gestalten, auf goettingen.de
  11. Göttinger Kunstquartier: Berliner Büro soll Hof gestalten, auf hna.de, 22. Juni 2017.
  12. Internationaler Start: Roni Horn ist die erste Künstlerin im Kunsthaus Göttingen, Göttinger Tageblatt, 4. Juni 2021
  13. [1]
  14. Kunsthaus Göttingen wird Teil der documenta, Göttinger Tageblatt, 28. März 2022
  15. Kunsthaus Göttingen zeigt Partnerprojekt zur Documenta, monopol magazin, 28. März 2022
  16. Documenta: Kunsthaus Göttingen wird zum "Haus des Papiers", NDR, 29. März 2022
  17. documenta-Partnerprojekt in Göttingen: Kunsthaus wird zum „House of Papers“, HNA, 29. März 2022
  18. Ausstellungen im Kunsthaus, Website des Kunsthauses
  19. Bernd Pfarr - Sondermann, Illustrationen, 13. Aug. - 12. Sept. 2021, Website des Kunsthauses
  20. Gilles Peress, in between-Ausstellung, 12.2020-5.2021, Website des Kunsthauses
  21. Bilder, die uns den Kopf aus dem Sand ziehen, Freddy Langer im Gespräch mit Gilles Peress, FAZ, 3. April 2021
  22. Roni Horn, Einzelausstellung, 6.-8.2021, Website des Kunsthauses
  23. Neues Kunsthaus in Göttingen. Die Liebe zum Papier, Eine Dosis Kultur, bitte!, arte, Lena Reich, 8. Juni 2021
  24. Bernd Pfarr - Sondermann, Illustrationen, 13. Aug. - 12. Sept. 2021, Website des Kunsthauses
  25. Modell Tier, Gruppenausstellung, Website des Kunsthauses
  26. Ruth Harriet Louise: Greta Garbo war ihr Werk, Daniel Kothenschulte, welt, 17. Januar 2022
  27. Ruth Harriet Louise: Hollywoods erste Fotografin, in between, Website des Kunsthauses Göttingen
  28. Ausstellung zur ersten Berufsfotografin in Hollywood, RND, 9. Januar 2022
  29. Aus Südafrika, Gruppenausstellung, 19. Feb. - 1. Mai 2022, Website des Kunsthauses
  30. House of Paper, Ankündigung, 26. März 2022, Website des Kunsthauses
  31. Günter-Grass-Haus in Göttingen, auf boersenblatt.net
  32. Freundeskreis Kunsthaus Göttingen, auf kunsthaus-goettingen.de