Henry Kamm

Henry Kamm (* 3. Juni 1925 in Breslau, damals Deutsches Reich, heute Wrocław, Polen) ist ein deutsch-amerikanischer Journalist, Gewinner des George Polk Awards (1969) und des Pulitzer-Preises (1978).

Biografie

Henry Kamm wurde 1925 als Hans Kamm in Breslau in einer jüdischen Familie geboren. Kamm besuchte eine progressive Sammelschule, die 1933 geschlossen wurde. Nach den Pogromen der Reichskristallnacht wurde Kamms Vater im November 1938 verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Als er einige Monate später vorübergehend nach Hause durfte, floh er nach Großbritannien. Im Januar 1941 flüchteten auch Hans Kamm und seine Mutter über Lissabon in die USA. Hans Kamm wurde US-Amerikaner und änderte seinen Namen in Henry Kamm.[1]

Als amerikanischer Soldat kam er 1944 zurück nach Europa. Nach Kriegsende wurde er in Dachau als Dolmetscher bei Prozessen gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher eingesetzt. Allerdings fiel ihm die Arbeit bei der Verteidigung der Angeklagten schwer; nach einer Woche beendete er seine Teilnahme und verließ Deutschland.[1]

Nach dem Krieg studierte er in den USA. Als Journalist arbeitete er für die New York Times. Er berichtete unter anderem aus Frankreich, Polen, Russland, Japan, Thailand und Afghanistan. Seine Reportagen wurden mit dem George Polk Award (1969) und dem Pulitzer-Preis (1978) ausgezeichnet.[1][2][3][4]

In den 1960er Jahren kam er wieder öfter nach Deutschland, etwa um Willy Brandt zu interviewen. Er berichtete aus Osteuropa über den Widerstand gegen die kommunistischen Regimes und zählte Václav Havel, Jiří Dienstbier und Stefan Heym zu seinen Freunden.[1]

Seit seinem Ruhestand lebt Henry Kamm überwiegend in Frankreich. Am 18. November 2018 erhielt er erneut die deutsche Staatsbürgerschaft. 2021 nahm er erstmals an einer deutschen Bundestagswahl teil.[1]

Bibliografie

Einzelnachweise

  1. a b c d e Matthias Krupa: Der Erstwähler. Die Zeit, 22. September 2021
  2. a b c Henry Kamm auf prabook.com (Englisch)
  3. Two Times Men Win Polk Awards. The New York Times, 11. Februar 1970 (Englisch)
  4. Henry Kamm of The New York Times. The Pulitzer Prizes 1978 (Englisch)