Gemälde
Ein Gemälde (von althochdeutsch malon „ein Mal [Zeichen] setzen“ und spätalthochdeutsch gemalidi bzw. mittelhochdeutsch gemael(d)e, „gemaltes Bild“) ist im Allgemeinen ein auf ein Träger (Papier, Leinwand oder Ähnliches) aufgebrachtes Bild. Es zählt als Kunstgattung zu den bildenden Künsten. Die ältere Verwendung des Wortes ist dabei allgemeiner als die heutige. So sind mit Gemälde bis ins frühe 16. Jahrhundert Darstellungen auch auf Münzen und Kupferstiche gemeint.
Erst mit der Entwicklung (sh. Gebrüder van Eyck) und der raschen Verbreitung der Ölmalerei im 15. und 16. Jahrhundert entwickelt sich auch die Vorstellung vom Gemälde als eines mit malerischen Techniken hergestellten Bildes, das nunmehr als Kunstwerk angesehen wurde.
Abgrenzungsproblematik
Durch grenzüberschreitende und interdisziplinäre künstlerische Praktiken verschwimmt die feine Linie zwischen Malerei und verwandten Medien häufig.[2] Im Jahr 1890 gab der französische Maler Maurice Denis an:
« qu'un tableau, […] est essentiellement une surface plane recouverte de couleurs en un certain ordre assemblées. »
„dass ein Gemälde […] im Wesentlichen eine flache Oberfläche ist, die mit, in einer bestimmten Reihenfolge angeordneten, Farben bedeckt ist.“
Spezifischere Abgrenzung erfolgen über das Medium oder den verwendeten Träger. So wurden während des Großteils der westlichen Kunstgeschichte unter Gemälden fast ausschließlich Ölmalerein auf Leinwänden oder Holztafeln verstanden, wobei Werke auf Papier oder anderen Trägern meist als Zeichnungen klassifiziert wurden, unabhängig vom verwendeten Medium. Im Gegensatz dazu wird traditionelle östliche Malerei fast ausschließlich auf Papier oder Seide und nicht auf Leinwand ausgeführt und nach diesen Kriterien kategorisch nicht berücksichtigt.[2]
Gängiger ist es Gemälde über das verwendete Medium zu definieren. Ein Großteil der Kunstwerke, die gemeinhin als Gemälde klassifiziert werden, wurden mit in einer Flüssigkeit suspendierten Pigmenten geschaffen, sei es Öl, Wasser, Acryl oder eine Mischung aus Lösungsmitteln, wie im Fall von Tinte. Nach dieser Definition werden also Arbeiten in Pastell vollständig von Gemälden abgegrenzt, auch wenn es sich bei den in den Feststoffen vorkommenden Pigmente um dieselben wie in den Flüssigkeiten handelt. Aber auch diese Definition versagt ist in bestimmten Fällen, wie bei der bereits erwähnten Pastellmalerei oder der Tuschezeichnung.[2]
Komponenten
Generell setzen die malerischen Techniken, die auf Gemälden verwendet werden, drei Komponenten voraus:
- den meist mit Kreide grundierten Bildträger (aus sehr lange gelagertem Holz, Leinwand, Papier, oder seltener, Glas und Metall);
- den Farbstoff (Pigment, die bis ins 19. Jahrhundert aus Naturprodukten, wie Pflanzen, Halbedelsteinen, Erden gewonnen werden)
- und ein Bindemittel (Leinöl, Knochenleim o. ä.), das einen dauerhaften Farbauftrag ermöglicht.
Abbildungen
Mumienporträt, Ägypten, Wachsfarben auf Holz, 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr.
Willem Claeszoon Heda: Stillleben mit Brombeerpastete, 1631
Andrea Pozzo: Triumph des Heiligen Ignatius, 1685
Giovanni Antonio Canal: Ansicht des Bacino di San Marco in Venedig, 1735
Caspar David Friedrich: Die Lebensstufen, um 1834
Grundlegende Literatur
- Thomas Ketelsen, Tilmann von Stockhausen: Verzeichnis der verkauften Gemälde im deutschsprachigen Raum vor 1800, hrsg. von The Getty Research Institute for the History of Art and Humanities. The Provenance Index of the Getty Research Institute, Burton B. Fredericksen und Julia J. Armstrong unter der Mitarbeit von Michael Müller, K. G. Saur Verlag, München 2002, 3 Bände, ISBN 3-598-24490-8
- Hans F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen. Katalog der ausgestellten und depotgelagerten Werke. Teil I, Band 1–3: Künstler und ihre Werke. Teil II, Band 4–5: Ikonographisches Verzeichnis. Teil III: Band 6–7: Verzeichnis der Museen mit ihren Bildern. 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, 7 Bände, K. G. Saur Verlag, München 2005, ISBN 3-598-24166-6
- Knut Nicolaus: DuMonts Handbuch der Gemäldekunde, DuMont Literatur und Kunstverlag, Köln 2003, ISBN 3-8321-7288-2
- Knut Nicolaus: DuMonts Bildlexikon zur Gemäldebestimmung, DuMont Buchverlag, Köln 1982, ISBN 3-7701-1243-1
- 1000 Gemälde – digitale Gemäldesammlung, Directmedia Publishing GmbH, Berlin 2002, Digitale Bibliothek[4], ISBN 3-932544-95-1.
Siehe auch
Weblinks
- Gemälde, Malerei im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
- Auswahl von Videos aus der Fernsehsendung Kunst und Krempel des Bayerischen Rundfunks mit ausführlichen Beschreibungen von Gemälden
Einzelnachweise
- ↑ Peter W. Hartmann: Kunstlexikon. Privatdruck/BeyArs, Wien 1997, ISBN 3-9500612-0-7 (archive.org – Eintrag: Gemälde).
- ↑ a b c d Lorenzo: Was ist ein Gemälde? In: TraumaWien. 15. Januar 2020, abgerufen am 1. Oktober 2022 (deutsch).
- ↑ Maurice Denis. Departmental Museum, abgerufen am 1. Oktober 2022.
- ↑ Digitale Bibliothek